G8 und G9 – der Versuch ein Chaos mithilfe des nächsten zu beseitigen

Die SPD-Kreistagsfraktion befürchtet ein erneutes Chaos bei der künftigen Wahlfreiheit der Gymnasien zwischen G8 und G9 und stellt sich damit hinter den hessischen Landesverband der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Der erste Jahrgang, der von der Hessischen Landesregierung zu G8 gezwungen wurde, hat die Prüfungen zum Abitur noch nicht mal abgelegt, da rudert Kultusministerin Beer bereits zurück zu G9.

„Die Einführung der verkürzten gymnasialen Schulzeit, das sogenannte G8, war seinerzeit völlig konzeptionslos und hat Schulgemeinden vor große Schwierigkeiten gestellt“, erklärt Uta Böckel, bildungspolitische Sprecherin der SPD-Kreistagsfraktion. „Nachdem das Kind nun in den Brunnen gefallen ist, ändert die Kultusministerin kurzerhand das Gesetz, überlässt den Schulen die Entscheidung für G8, G9 oder sogar für beide Bildungsgänge parallel an einer Schule und wälzt somit die Verantwortung wieder einmal alleine auf diejenigen ab, die das Ganze dann vor Ort umsetzen müssen“, ergänzt Karin Bechtold, SPD-Mitglied im Kreisbildungsausschuss.

Die Hessische Landesregierung hatte festgelegt, dass bis zum Schuljahresbeginn 2013/2014 sämtliche Lehrpläne umzustellen seien auf individuelle Schulcurricula, um so den neuen Anforderungen von G8 gerecht zu werden. Für einzelne Fächer war dies sogar schon zum Start des Schuljahres 2012/2013 notwendig. „Die Gymnasien haben inzwischen auf die verkürzte Gymnasialzeit angepasstes Lehrmaterial angeschafft und die auf G9 ausgelegten Materialien größtenteils entsorgt. Nun soll beides wieder gebraucht werden. Alleine das bedeutet einen großen organisatorischen aber auch finanziellen Aufwand innerhalb der Schulverwaltungen, den diese auch wieder alleine stemmen müssen“, so Christoph Degen, Vorsitzender der sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft für Bildung im Main-Kinzig-Kreis.

„Wir Sozialdemokraten haben uns stets dafür ausgesprochen, dass es möglich sein kann und muss, dass Schulkindern die Zeit zum Lernen gegeben wird, die sie brauchen. Die Mittelstufe zu kürzen, war allerdings definitiv der falsche Weg, dies hat Frau Beer nun offensichtlich eingesehen. Wir begrüßen eine Wahlmöglichkeit für Schülerinnen und Schüler, sehen aber in der derzeitigen Umsetzung lediglich eine weitere stümperhafte Vorgehensweise. Die Einrichtung einer flexiblen Eingangsstufe in der Grundschulzeit, in der Kinder die Zeit bekommen die sie zum Lernen brauchen, bis sie in die Sekundarstufe I einsteigen, die dann für alle gleich lang ist, halten wir für den richtigen Weg. Die Landesregierung versucht einmal mehr Chaos mit Chaos zu bekämpfen“, so Böckel, Bechtold und Degen abschließend.