Erster Weltkrieg im regionalen Kontext

Mitglieder des Arbeitskreises für Bildung und Kultur der SPD-Kreistagsfraktion besuchten gemeinsam mit dem ehemaligen Bundestagsabgeordneten Bernd Reuter und dessen Gattin sowie einer Delegation des SPD-Ortsvereins Hasselroth die Ausstellung „Hessische Landgemeinden im Ersten Weltkrieg“, die anlässlich des 100. Jahrestages des Beginns des Ersten Weltkrieges an der Bertha-von-Suttner-Schule in Nidderau gezeigt wurde. Pfarrer Otto Löber führte durch die sehr anschauliche und in verschiedenen Segmenten gestaltete Ausstellung. Farbliche Wandgestaltungen ließen Stimmungen der jeweiligen zeitlichen und örtlichen Bereiche auf die Besucher übergehen. Die Besucherinnen und Besucher erfuhren, dass bereits vor Kriegsbeginn am 3. August 1914 die im Juni desselben Jahres verstorbene österreichische Pazifistin, Schriftstellerin und Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner Kriegsszenarien beschrieb, die wenige Zeit später tatsächlich zutreffen sollten.

 

„Jeder Ausstellungsraum vermittelte eine ganz eigene Atmosphäre und man fühlte sich ein Stück in die Stimmungen der Zeit und der Orte versetzt“, erklärt Uta Böckel, Vorsitzende des Kreisausschusses für Bildung und Kultur. Pfarrer Löber erklärte den interessierten Anwesenden, dass die Art und Weise der Propaganda und das Schüren von Angst schließlich dazu führten, dass auch im ländlichen Raum des heutigen Main-Kinzig-Kreises Menschen dazu rekrutiert werden konnten, Dienst an der Waffe zu tun. Das verheerenden Ausmaß des Ersten Weltkrieges und dessen Folgen wirkten sich einschneidend auf das Leben in den Dörfern aus.

 

Anhand von Exponaten und Postkarten – teils aus privaten Leihgaben – wurde schnell deutlich, wie wichtig der Kontakt zwischen den Soldaten und ihren Familien war. Innerhalb von wenigen Tagen erfolgte die Zustellung von Briefen und Postkarten sowohl an die Front als auch an die Heimat. „Der Brief eines 20-jährigen Soldaten an seine Eltern nach einem Gefecht, bei dem er so schwer am Kopf verletzt wurde, dass er wenige Tage später starb, war sehr bewegend. So als wollte er seine Eltern beruhigen, schrieb er, es gehe ihm eigentlich sehr gut und er habe auch kaum Schmerzen. Dem Lazarettsbericht, der neben seinem Brief ausgestellt war, war allerdings etwas völlig anderes zu entnehmen“, berichtet SPD-Kreistagsfraktionsmitglied Karin Linhart.

 

Im Anschluss an den Rundgang durch die Ausstellung tauschten sich die Arbeitskreismitglieder mit Pfarrer Löber über Berichte und Erfahrungen aus der Kriegszeit aus, die in ihren eigenen Familien überliefert wurden.