
Die wirtschaftliche Entwicklung des Main-Kinzig-Kreises stand im Mittelpunkt eines Treffens von SPD-Landratskandidat Thorsten Stolz und Michael Graf, Leiter des Kreisverbandes Main-Kinzig im Bundesverband der Mittelständischen Wirtschaft (BVMW). Anstehende Generationswechsel an den Spitzen heimischer Unternehmen, der Fachkräftemangel und die engere Vernetzung der Firmen im Main-Kinzig-Kreis nahmen in dem Gespräch breiten Raum ein.
Für Michael Graf, seit Anfang des Jahres im Amt, war es gleichzeitig der Antrittsbesuch bei Thorsten Stolz, der seit rund zehn Jahren als Bürgermeister die Geschicke der Kreisstadt Gelnhausen lenkt. Der Rathauschef stellte deshalb kurz den Wirtschaftsstandort Gelnhausen vor. Er ging auf die positive Entwicklung der Barbarossastadt in den vergangenen Jahren mit zahlreichen Gewerbeneuansiedlungen und Expansionen am Standort, dem kontinuierlichen Bevölkerungswachstum sowie dem Ausbau der Infrastruktur am Behörden-, Gesundheits- und Schulstandort Gelnhausen ein. Stolz bilanzierte: Heute gibt es in Gelnhausen rund 13.700 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze. Bei rund 22.000 Einwohnern ist das eine sensationelle Zahl. Neben Hanau sei Gelnhausen zudem die einzige Kommune im Main-Kinzig-Kreis, die täglich mehr Einpendler als Auspendler verzeichnet.
Mit Blick auf den Wirtschaftsstandort Main-Kinzig zeigten sich der Landratskandidat und Michael Graf einig darin, dass sich alle Akteure künftig noch enger vernetzen müssten. Thorsten Stolz betonte, dass im Falle seiner Wahl zum Kreisoberhaupt die Wirtschaftsförderung weiter Chefsache bleibe und die enge Zusammenarbeit mit der heimischen Wirtschaft fortgesetzt werde. Aber auch neue Impulse, insbesondere im Bereich der Bestandspflege, wird Thorsten Stolz setzen. Wir haben bereits eine regelmäßige gemeinsame Befragung von IHK und Kreis-Wirtschaftsförderung unter den zwischen Maintal und Sinntal ansässigen Unternehmen vereinbart, um deren Expansionswünsche noch früher zu erfahren und entsprechend zielgerichtet die Weichen stellen zu können, berichtete er von einer ersten konkreten Maßnahme, die er mit Dr. Gunther Quidde, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern, initiiert, falls er zum Landrat gewählt wird. Diese Abfrage soll alle zwei Jahre wiederholt werden. Vor allem muss es uns gelingen, diejenigen Unternehmen im Kreisgebiet zu halten, die in den nächsten Jahren expandieren wollen. Das wird auch deshalb eine wichtige Herausforderung, da in einzelnen Städten und Gemeinden des Kreises die Gewerbeflächen bereits knapp werden, betonte Thorsten Stolz.
Michael Graf begrüßte diese Initiative und warb für eine Einbindung des (BVMW) in solche Projekte: Es ist die Stärke unseres Verbandes, dass wir ganz dicht an den Unternehmen dran sind. Am Herzen liegt dem Vertreter des Bundesverbandes der Mittelständischen Wirtschaft dabei aktuell besonders der Fachkräftemangel in manchen Branchen: Wir haben in Hessen 15.000 Studienabbrecher, können bei uns im Main-Kinzig-Kreis aber viele offene Ausbildungsplätze im Handwerk nicht besetzen. Graf kritisierte fehlende Programme für junge Menschen, die ihr Studium abbrechen. Sein Verband plane im Main-Kinzig-Kreis einen Impulstag für vom Fachkräftemangel betroffene Unternehmen, um einen regelmäßigen Arbeitskreis zu initiieren, der sich des Themas annimmt und gezielt um Fachkräfte für das heimische Gewerbe und das Handwerk wirbt. Dabei hoffen wir auf einen engen Schulterschluss mit dem Kreis und den Kommunen, betonte Michael Graf.
Thorsten Stolz sagte diese Unterstützung zu: Das Thema Fachkräftewerbung gehört für mich definitiv zur Bestandspflege der heimischen Unternehmen. Deshalb solle künftig ein Schwerpunkt der Kreisentwicklung auf intensivem Werben für den Wohnstandort Main-Kinzig liegen insbesondere auch für den ländlichen Raum: Nur durch Zuzug und das Halten von jungen Menschen in der Region ist es möglich, dem Fachkräftemangel aktiv entgegenzuwirken. Einher gehen müsse das mit weiteren Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur. Das Thema Verkehrsanbindung steht für mich ganz oben auf der Agenda, sagte der Landratskandidat und nannte beispielhaft den viergleisigen Ausbau der Bahnstrecke zwischen Hanau und Gelnhausen, die dringend benötigte Nordmainische S-Bahn, den Ausbau der A 3 sowie den Ausbau der Niddertalbahn. Die Projekte seien angesichts von täglich 100.000 Pendlern im Kreisgebiet von großer Bedeutung für den Main-Kinzig-Kreis. Wenn man an eine aktuelle Studie der IHK denkt, laut der bis 2030 rund 60.000 Menschen mehr in die Landkreise Main-Kinzig und Offenbach ziehen werden, wird noch deutlicher, warum wir uns vehement für den zügigen Beginn dieser bedeutenden Verkehrsprojekte einsetzen müssen, stimmten Stolz und Michael Graf überein.
Der Leiter des Kreisverbandes Main-Kinzig des BVMW berichtete im Gespräch mit dem SPD-Landratskandidaten auch von Problemen in heimischen Unternehmen, bei denen in den kommenden Jahren die Nachfolge in der Geschäftsführung ansteht. Das ist besonders in den Fällen schwierig, in denen mangels Nachfolger in der Familie kein geregelter Generationswechsel möglich ist, sagte Michael Graf. Sein Verband unterstütze und berate solche Unternehmen deshalb in enger Abstimmung mit einem eigens dafür eingerichteten Expertenkreis, um eine Nachfolgeregelung zu finden und damit Arbeitsplätze zu sichern. In den letzten Monaten sind bereits zwei Unternehmensnachfolgen erfolgreich durchgeführt worden. Thorsten Stolz begrüßte dieses Engagement, das von hoher Bedeutung sei: Die Unternehmensnachfolge in geordneten Bahnen ist für mittelständische Unternehmen eine große Herausforderung. Michael Graf und Thorsten Stolz verabredeten abschließend, sich künftig regelmäßig auszutauschen und zeitnah über wichtige Entwicklungen in der heimischen Wirtschaft zu sprechen.