„Was wir brauchen ist Zustimmung zu Demokratie und Rechtsstaat“

Arbeitsgemeinschaft für Bildung (AfB) der SPD Main-Kinzig fordert Stärkung von politischer Bildung in Schulen sowie Kinder- und Jugendprojekten in Kommunen und Vereinen

„Was hält die Gesellschaft zusammen und was treibt unsere Gesellschaft auseinander? Diese sind zwei zentrale Fragen, die wir uns in Deutschland angesichts steigender rechtsextremer Tendenzen, aber auch zunehmenden religiös motivierten Extremismus stellen müssen“, sagt die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Bildung (AfB) im SPD Unterbezirk Main-Kinzig Julia Czech.

Der Mordanschlag auf einen jungen Eritreer in Wächtersbach sei abscheulich. Im Nachgang zur Tat passiere im Netz ebenfalls Unfassbares: Es gebe auch offene Zustimmung zur Tat.

„Was bringt Menschen dazu, Zustimmung zur Tat zu äußern? Wir müssen diese Tendenzen, die auch in der Mitte der Gesellschaft angekommen seien, ernst nehmen. Viele Menschen identifizieren sich nicht mehr ausreichend mit der Gesellschaft, in der sie leben.“, so Julia Czech.

Auf Kosten von Gemeinschaftserlebnissen sei vielleicht zu stark Wert auf Individualität gelegt worden. Jeder Einzelne könne das, was er sehen und erleben möchte zu unterschiedlichen Zeiten tun. Gemeinsame Erlebnisse und Gespräche darüber gebe es immer weniger. Durch Algorithmen im Netz würden oftmals ausschließlich zur Person passende Nachrichten und Videos vorgeschlagen und so bleibe man auch online unter Seinesgleichen und bei seiner gefestigten Meinung. Objektivität und Sichtweisen Anderer blieben auf der Strecke. Parallelgesellschaften, die Demokratie und Rechtsstaatlichkeit offen in Frage stellen, seien am Erstarken. Es gelte daher, Gemeinsamkeiten zu fördern.

Vereine, Kommunen und auch Schulen seien hier besonders gefragt:

Eine Forderung der AfB Main-Kinzig ist die Aufwertung der politisch-historischen Bildung durch mehr Unterrichtstunden und Fachpersonal in den Schulen. Hier sei der Ort, aus Vergangenem zu lernen, demokratisches Bewusstsein zu stärken und Medien kritisch zu hinterfragen.

„In Schule muss Zeit für soziale Projekte bleiben, die das Miteinander stärken. Vielfach bleibt Unterricht, der historisch-politische Bildung vermittelt, auf der Strecke und wird zudem oft fachfremd erteilt.“, berichtet AfB-Mitglied Stefan Wagner.

Aber vor allem Trainerinnen und Trainer in Vereinen, die Kindern und Jugendlichen als Vorbild dienen, hätten eine große Verantwortung: Eine deutliche Abgrenzung von extremen Meinungen, sei es islamistisch oder von Rechts, sei hier von Nöten. Schulungen für ehrenamtlich Tätige könnten diese dabei unterstützen auf extremistische Äußerungen angemessen zu reagieren.

Aber auch die Kommunen müssten aktiver werden: „Die Einrichtung von Kinder- und Jugendbeiräten, die Erhaltung oder Neuschaffung von pädagogisch begleiteten Jugendtreffs, gemeinsame Freizeiten in den Ferien und Reisen in Partnerstädte können dazu einen wichtigen Beitrag leisten, dass Parallelgesellschaften nicht zum Normalfall würden.“, so Julia Czech.